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Alt 09.09.2012, 23:01
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StefanWillsWissen StefanWillsWissen ist offline
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Der Reisebericht

So jetzt gibts meinen Bericht über 5 Tage Chaos und Überraschungen :O.
Ich habs mir definitiv anders vorgestellt, also spannender und mehr so wie in nem Film. Aber wenn du stundenlang nen berg raufmarschierst kommt oben keine harmonische Musik und es kommen abwechselnd Panoramabilder von der Landschaft und close ups auf irgendwelche Blumen. Wenn du oben bist siehst du schon die nächsten 5 berge auf deiner route und das pisst an . Weil ich allein war hatte ich zur Sicherheit noch GPS dabei und das war dann auch bitter notwendig weil ich die Navigationssache echt unterschätzt hatte, aber eine herrausforderung wars allemal UND ganz anders wie ichs mir vorgestellt hatte. Einiges ist schiefgelaufen, kamera im Arsch, Wassermangel.... es gab auch Lichtblicke ABER jetzt alles chronologisch:

Montag
Ich fahre um 6 Uhr morgens mit dem Zug los, wetter passt und die landschaft gefällt mir auch. Am ersten Tag hatte ich noch Kraft und Wasservorräte. Es waren keine Wasserquellen eingeplant, die Erste sollte ich dienstag mittag erreichen. Die 2 Liter Falsche und meine feldflasche haben genügt. Der marsch war nicht so idyllisch und einsam wie geplant. ich war noch außerhalb des Naturschutzgebietes und es gab reichlich Felder/Wege etc. Aber trotzdem war ich echt motiviert.Am späten Nachmittag hab ich nen wilden Apfelbaum gefunden, 2 Äpfel gegessen und für die restlichen tage je einen mitgenommen. An Nahrungssuche hab ich noch nicht gedacht (Ich hab auf dem Weg nur ein paar Löwenzahn Wurzeln ausgegraben und zum trocknen an den Rucksack gehängt) und ich wollte einfach meter machen um ne art Puffer zu bekommen. Nach ca. 17 km hab ich dann mein Lager aufgeschlagen, eine kleinere Variante, die nacht war kühl aber mich hat nicht gefroren. Feuermachen war kein Problem und mit einem Fichtennadeltee konnte ich gut schlafen.

Dienstag
Am morgen wars echt arschkalt, v.a. im Schatten aber so ganz angenemm zum Gehen. Immerwieder waren da riesige Brombeerfelder, anfangs bin ich noch mitten durch aber das zeug ist nervig und hartnäckig darum hab ich später angefangen die zu umgehen. Gegessen hab ichd a nix, weil Fuchsbandwurm und viel dran war sowieso nicht. Ab mittag wars echt richtig heiß, ich hab einige pausen einlegen müssen und dann kein Wasser gefunden. Letzten endes hab ich die Äpfel dann gegessen weil die wenigstens bisschen Flüssigkeit hergegeben haben. Immer wieder hab ich Flächen auf denen baumfällarbeiten waren weiträumig umgehen müssen, um sicher zu gehen dass mich keiner erwischt, aber die strecke war relativ gut gehbar. Ich hab dann wieder mein lager aufgeschlagen nach gesammt 27km , also war ich gut in der zeit. Der Durst war krass aber ich hab so ein tau auffangding gebaut und hatte Hoffnung.

Mittwoch
Ich hatte Durst, so richtig richtig. Das mit dem Tau war kein großer erfolg, aber trotzdem muss man weitermachen, also marschier ich los. Mittlerweile gings mir kräftemäßig nichtmehr so gut wie am Anfang, es war nochmal n stück heißer am Tag und ich war froh unter einem mittlerweile dichter werdendem Wald geschützt zu sein. Gegen 2 Uhr nachmittags hab ich dann einen Bach gefunden, der vllt 4 meter breit war mit klarem Wasser und kleineren Fischen. Weil ich erstmal schön trinken wollte , mich ordnen , vllt fische fangen hab ichd a mein lager aufgeschlagen nach ungefähr 36 von 49km. Fischen war jedoch nicht sehr erfolgreich, weil die einfach zu klein waren für Speere und die technik bei der man mit nem Stock aufs wasser schlägt sah bei Bear grylls so leicht aus, hat aber nix geholfen.... Ich hab dann noch nach alternativen gesucht aber bis auf ne leere Volvic flasche nichts gefunden. aus der hab ich mir dann ne Fischreuse gebaut und paar kleine käfer und nen zerstückelten regenwurm als köder reingetan. Mit Hunger , aber ohne Durst und mit einem Brennesseltee gings dann in den Schfalsack, die nacht war unruhig, irgendwelche viecher sind in meiner Nähe gewesen, weil mein lager einfach zu nahe am Wasser war schätze ich.

Donnerstag
Donnerstag Morgen ist anscheinen ein wunder geschehen. In meiner Fischreuse waren nämlich 3!!!! Flusskrebse, der dritte war sogar so fett dass er im eingangsloch steckengeblieben ist. Ich hab sowas noch nie gegessen bzw zubereitet und hab mich dann entschieden sie an ort und stelle ins kochende wasser meiner feldflasche zu werfen. Ich hab zwar gehört dass die franzosen die da lebendig reinwerfen aber das konnte ich nicht übers herz bringen.... Zusammen hatten sie ordentlich Fleisch. Erst hab ich nur das vom körper und vom schwanz gegessen, habd ann aber die scheren auch aufgeknackt und die haben sowas von gut geschmeckt, nicht nur weil ich seit montag morgen nichts richtiges gegessen hatte sondern einfach richtig gut. Zusammen mit kaffe aus den getrockneten löwenzahnwurzeln war das echt richtig klasse und ich war wieder voll motiviert. Die landschaft hatte sich dann so gegen mittag auch verändert. ich war in gegenden da stand kein grüner baum mehr, alles tot, Der Borkenkäfer hat sich dan ordentlich satt gefressen und das sind nichtnur ein paar bäume, das ist ein Areal so weit das auge reicht. das war eindrucksvoll und durchaus schön anzuschaun aber andererseits auch richtig deprimierend. Die sonne hat runtergebrannt als wäre es hochsommer und über umgefallene bäume zu marschieren kostet sehr viel kraft. So kam es dann wie es kommen musste, an einem kleinen wasserlauf, den ich nur überqueren wollte ( vorräte hab ich vorher an nem kleinen see aufgefüllt) hab ich mich so richtig überschätzt. Das ganze war ca. 2 Meter breit, mit Böschung vllt etwas mehr und normalerweise spring ich da locker drüber, aber nach der reise und mit nem schweren rucksack ging das nicht gut. Ich hab zwar das mit dem Sprung das andere ufer erreicht, bin aber an der steilen böschung so stark in rücklage geraten dass ich rückwärts ins wasser gefallen bin. Das war nicht tief, vllt nen halben meter aber ich war ganz unter wasser, mein rucksack, meine kleidung alles nass. ich hab den rucksack oben nicht zugehabt weil ich den deckel als sonnerschutz für den Nacken benutzt hab, drum ist da sehr schnell sehr viel wasser rein. Den Schlafsack konnte man vergesseen, der hatte sich innen vollgesaugt, alle technischen geräte im arsch, ich total nass. Der Supergau Das hat mich hart getroffen und ich beschloss hier mein lager aufzuschlagen, denn es war mittag und ich hoffte dass in der sonne alles relativ schnell trocknen könnte( Ich hatte allerdings erst 40 km strecke geschafft und musste dann am Freitag umso härter ran). Also schlafsack aufgemacht ( den kann man auch zu ner decke umfunktionieren) und alles schön auf großen steinen ausgebreitet, dann feuerholz gesucht (das is da nicht soo schwer)und mithilfe von nem kleinen Feuer meine kleidung getrocknet. Während das zeug so in der sonne lag hab ich die umgebung erkundet , eigentlich nach was zu essen aber gefunden hab ich nen kleinen Felsvorsprung zwischen telativ großen Steinen, da war man relativ geschützt und ich beschloss mit all meinem krempel dahin umzuziehen. Weil der schlafsack viel zu langsam trocknete stellte ich mich auf eine kalte nacht ein, hab desshalb viel holz gesammelt und große Reflektoren gebaut. Es war die hölle, ich war noch dazu recht hoch, sodass es nachts extrem abkühlte. Wenn ich diese "Höhle nicht gefunden kätte wär ich bei den kalten windend a oben sicher fast erfrohren. Ich hab dann die reflektoren mit der nassen schlafsackdecke verstärkt und die nacht irgendwie durchstanden, geschlafen hab ich aber kaum.

Freitag
Meine Stimmung war am Boden, ich war verschnupft, mein Rucksack mit den immernoch leicht nassen sachen war nochmal schwerer und ich hatte noch gut 10km zu gehen. Fürn Arsch! Nichtmal die Deutsche Grenze konnte mich aufheitern. im nachhinein war die langschaft richtig schön, ich bin an seen vorbei, hab echt schöne landstrioche gesehen aber in dem moment war mir das so egal. Ich hatte hunger war dreckig, hab gestunken und wollte nach hause, nicht jmehr und nicht weniger. Obwohl ich extra sehr früh aufbrach hatte ich durch meine vielen pausen und weil die landschaft echt blöd war, ich also echt viele umwege gehen musste, noch ca. 2 km vor mir als es dämmerte. Eine weitere nacht hätte ich aber nichtmal für geld noch draußen verbracht.... Darum war es mein plan einfach weiterzugehen auch wenns dunkel ist. Ich bin dann auf ne straße gewechselt und da hat ein netter trucker angehalten und gefragt ob er mich mitnehmen kann und ich hab dann auch wenns gegen meinen Plan war einfach das angebot angenommen, bin mit ihm nach zwisel und von da mit dem zug heim. Da erstmal geduscht, was nettes gegessen und 14 Stunden am stück geschlafen.

Epilog
So gestern war ich noch beim Arzt, wegen Erkältung/ kleinerer Verletzungen und der zecken, aber alles ist soweit ok. Es war anders als erwartet ( welch eine überraschung)und um ein vielfaches anstrengender, aber ich hab mich selber kennengelernt, meinen inneren schweinehund überwunden, wichtige erfahrungen gesammelt und mit 2 tagen abstand kann ich auch schon sagen dass es echt spaß gemacht hat, mehr leute währen cooler gewesen aber es war unglaublich schön, ruhig idyllisch und absolut unvergesslich. Ich kann leider noch keine fotos einstellen weil ich meine ganze technische Ausrüstung zerstört hab, aber ich hab das Handy zum Reperaturdienst geschickt und die kammera zerlegt und in reis gepackt, das soll helfen. Vielleicht wirds ja noch was, wäre echt klasse weil ein paar schöne fotos dabei waren.
Absolut empfehlenswert und ich bin schon für nächstes jahr am Tour planen, ob weiter östlich oder eher im hohen norden weiß ich noch nicht.

Lg

Geändert von StefanWillsWissen (09.09.2012 um 23:29 Uhr)
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