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Outdoor- & Reiseberichte Egal, ob ihr eine Stunde,eine Woche, oder ein Jahr unterwegs seid...

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  #1  
Alt 18.06.2007, 08:47
Benutzerbild von Baschtl
Baschtl Baschtl ist offline
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Registriert seit: 12.08.2004
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Baschtl Stammes Mitglied
Standard Ein Jahr in der Wildnis

Hallo liebe Leute,
ich werde ab jetzt immer um Neumond einen kleinen monatlichen Bericht ueber meine Erfahrungen schreiben. Ich bin immer um Neumond fuer einen vollen Tag in der Naehe eines Computers und kann e-mails lesen und Sachen schreiben.

Der 1. Mond:

14 Leute, die aus aller Welt zusammen gekommen sind traten den Weg in die Wildnis nach einer Nacht unter dem Vollmond an. Ich bin einer von ihnen, der sich dazu entschieden hat, fuer ein Jahr in die Wildnis zu gehen und fuer diese Zeit das Clanleben der Jaeger und Sammler zu erfahren. Es gibt 2 Clans mit 7 Leuten, die in 2 Camps an einem See in der Wildnis von Wisconsin leben. Wir lassen alle Ablenkungen des zivilisierten Lebens hinter uns und feiern diese Umstellung mit einem Fastentag, um unser Koerper auch fuer die Diaet unserer Vorfahren vorzubereiten. Kein Zucker und fast keine Kohlenhydrate.
Sofort werden wir von unserem Guide, Tamarack Song, in die Fertigkeiten eingefuehrt, die unser (Ueber)leben moeglich machen. Wir flechten Koerbe, bauen unsere eigenen WigWams , sammeln einen grossen Teil unserer eigenen Nahrung, stellen Fallen, Gerben und nach gewisser Zeit koennen wir sogar direkt aus dem See trinken. Jeden Tag sinke ich tiefer ein in das Netz, gesponnen von all dem natuerlichen Leben, das mich umgibt. Jeden Tag schulen wir unsere Aufmerksamkeit und entdecken die alltaeglichen Wunder und kleinen Veraenderungen. Ich fuehle mich nach nur 6 Wochen schon so verbunden zu dem Platz, weil ich die Zeit habe bestimmte Orte jeden Tag zu besuchen. Ein Vogelnest, in dem Eier liegen, kann ich nun jeden Tag beobachten, um zu schauen, wann die Jungen schluepfen. Jeden Tag streife ich vorbei an Schafgabe, Loewenzahn, Koenigskerze und vielen anderen Verwandten. Jeden Tag schaue ich, wie reif die Beeren sind und wann wir anfangen koennen, sie zu ernten. Viel Freiheit und viel Zeit, die mein planender Geist garnicht gewoehnt ist. Mit der Ernaehrungsumstellung und der nicht vorhanden externen Motivation falle ich die ersten Wochen in ein sehr intensives Energieloch und bin total down. Dazu kommen viel Sehnsucht und Verlangem nach dem Alten und Gewohntem. Es wird immer schwieriger jeden Tag im MOment zu leben und ich merke, wie die Umstellung zum natuerlichen Rhythmus erstmal sehr schmerzhaft und intensiv ist. Die andere Seite des Programms ist "Truthspeaking". Wir versuchen zu lernen unsere Gefuehle im Moment auszudruecken und sie nicht zu bewerten. Jegliche Gefuehle, die aufkommen, versuchen wir so pur wie moeglich zu akzeptieren und zu formulieren. Das ist der schwierigste und beaengstigende Teil des Programms, weil man sehr schnell seine eigenen Gefuehle in Frage stellt und merkt, dass man Emotionsmuster mit sich herumtraegt, die einem davon abhalten vertauensvolle Beziehungen aufzubauen. Daran werden wir sicher das ganze Jahr intensivst zu arbeiten haben. Nach einem Vollmond durften wir bei unserer ersten Schwitzhuette teilnehmen und werden ab jetzt jeden Vollmond schwitzen. YEAH!
Es wird gerade waermer hier und ich gehe jeden Tag baden und beobachte die Libellen und die Fische. Uns stehen die sogenannten "hungry moons" bevor, das heisst, dass wir in den naechsten Monaten immer weniger essen von der Schule bekommen und immer mehr selber sammeln muessen. Wir werden durch viel Hunger gehen und ich kann ihn hoffentlich nicht nur als Feind, sondern auch als Lehrer begruessen. Heute haben wir ein Reh geschlachtet und gehaeutet und hatten ein tolles Abendessen mit frischen Rehfleisch, wildem Reis und Wildkraeutern. Morgen treten wir unseren Rueckweg zu unserem Camp an und verbringen den naechsten Mond wieder in der Wildnis. Ich hoffe, ihr konntet kurz in diese Erfahrung eintauchen und ich bin froh sie mit euch zu teilen.
Ich gruesse alle, mich denen ich ueber die Ueberlebensschule Bekanntschaft machen durfte. Mehr Infos (www.teachingdrum.org)

Bis zum naechsten Neumond. Gigaawabamin

Basti
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  #2  
Alt 19.06.2007, 10:15
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Survival
 
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Hallo Basti!
Vielen Dank für Deinen tollen Beitrag, wir alle freuen uns schon auf den nächsten. Es gehört viel menschliche Reife dazu, mit solcher Offenheit über die Hochs und Tiefs zu schreiben. Danke fürs Teilen!
Alles Liebe Thomas und Susanne
__________________
Aus der Vergangenheit lernen - im Augenblick leben - an die zukünftigen Generationen denken.
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  #3  
Alt 20.06.2007, 08:09
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samoa Stammes Mitglied
Standard hidu

Respekt das alles durchzustehen, hoffentlich schaffst du nach dem Jahr den Sprung in die Zivilisation wieder, muß ja dann der umgekehrte Effekt sein.
Freue mich auch auf weitere Infos, finde es sehr spannend und aufregend und mutig.
__________________
folge der Stimme deines Herzens,. dann kannst du den Weg der für dich vorgesehen ist, nicht verfehlen. Vertraue auf das große Geheimnis,.denn auch sein Glück liegt in deiner Hand
Chante Eta`n
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  #4  
Alt 20.06.2007, 13:33
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Hi Basti!

Toll dass du uns an deinem Abenteuer etwas teilhaben lässt - danke!
Klingt sehr aufregend was du da so alles erlebst - wir glauben an dich - du packst das schon!

LG aus Salzburg und weiterhin viel Gutes
Mike
__________________
Lerne die Natur zu verstehen um mit ihr EINS zu werden!
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  #5  
Alt 14.07.2007, 01:08
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Baschtl Stammes Mitglied
Standard Der 2. Mond - hungriger Mond

Nun sind es schon zweieinhalb Monate in der Wildnis und der Sommer ist bei uns angekommen. Viele neue Sachen und Projekte, an denen wir arbeiten und immer mehr werden wir aufmerksam auf die Lebenskreise unserer Umgebung. Aus den 14 Leuten, die das Programm begonnen haben, sind schon 6 abgereist. Die 2 Clans sind also kleiner geworden und damit wird unser Zusammenleben intensiver. Unsere Wig-Wam-Gerueste aus Ahornholz stehen und vor ein paar Tagen haben wir die Birkenrinde und die Wurzeln gesammelt, um unsere Huetten fertig zu stellen. Bald werden wir unsere Streichhoelzer und Zelte aufgeben und immer mehr von unseren Faehigkeiten leben. Nachdem wir es geschafft haben, unsere Nuesse sicher aufzubewahren(ohne das sie vom Eichhoernchen gefressen werden), fangen wir jetzt an Fallen zu stellen. Kleine Anregung: Auf welche natuerliche Art und Weise versteckt man Nuesse vor den Eichhoernchen??
Wir werden also die beruehmten Figure-Four und Snaretraps aufstellen und so hoffentlich Fleisch essen koennen. Wir haben naemlich als Clans beschlossen, das wir kein Fisch oder Fleisch mehr von der Schule bekommen, sondern uns selber um unsere Eiweissquellen kuemmern. Also verbringen wir jeden Tag viel Zeit auf verschiedenen Seen, um zu fischen und heute abend gibt es den ersten Nacktschneckeneintopf. Auch Froesche, Fliegen, Ameisen und Larven sind uns willkommene Eiweissliefernaten in dieser Zeit. Seit einiger Zeit sind die Blau- und Himbeeren reif, sodass wir jeden Tag sammeln gehen und immer auf der Suche nach neuen Beerenfeldern sind. Der Hunger motiviert und lehrt uns.
Unsere erste Schwitzhuette am Vollmond war ein unglaubliches Erlebnis und eine voellig neue Erfahrung. Wir haben in der Ojibwa-Tradition geschwitzt und haben uns danach in unseren geliebten See gebadet.
Immer mehr Verhaltens- und Gefuehlsmuster werden uns klarer und jeder entwickelt voellig neue Wahrnehmungen fuer sich und seine Umwelt. Wir versuchen, immer mehr Vertauen zu unseren Clanleuten aufzubauen und stossen dabei auf Grenzen, auf Blockaden, die unueberwindbar scheinen. Es scheinen alte Wunden zu sein. Wunden aus der Kindheit, die uns beeinflussen und die uns davon abhalten andere wirklich zu akzeptieren und sich selber wirklich zu lieben. Ohne die normalen Ablenkungen und die emotionalen Unterdruecker(Essen, Drogen, KOnsum, etc.) kommen da viele intensive Dinge zum Vorschein und wir versuchen zu verstehen, dass alle Gefuehle o.k. sind. Es gibt an diesem Platz kein Gut oder Boese. Nun tauchen wir ein in den naechsten Monat und fangen an zu gerben und Rohhaut zu machen. Immer mehr Fertigkeiten, die zu unserem Alltag werden und so staendig geuebt werden. Das ist so kraftvolles Lernen, dass es manchmal fast zu viel wird. Immer noch plagen mich oft Sehnsuechte nach Familie, Freunden, Essen und Reisen. Aber ich nehme sie zurzeit als Lehrer und versuche immer mehr im Moment zu leben.
Ich gruesse euch alle und schicke euch die ersten 3 Strophen eines wunderschoenen Gedichts. Bis Bald

Bastian

Song of Trusting the Heart

The Beauty Way is not difficult
for those who have no preferences.
when there is no love & hate
everything becomes clear & visible
However,
make the least distinction
and the Known & the Unknown
will be flung a world apart


If we wish to see the truth
let us not be pro-or-anti anything.
To pit like against what we dislike
is the imbalance of the ego.
When the truth of things is not known
the heart is in torment
the mind will not rest.


The Beauty Way is perfect
like all of creation.
Where nothing is lacking
and nothing is in excess.
It is only when
we choose to accept or reject
that we go blind
to the true nature of things
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  #6  
Alt 14.07.2007, 14:02
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samoa samoa ist offline
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Registriert seit: 15.05.2005
Beiträge: 104
Renommee-Modifikator: 19
samoa Stammes Mitglied
Lächeln Hello Basti

Hammer,...es hätte mich gewundert wenn alle geblieben werden, weil die romantische Vorstellung *in der Wildnis leben* dann doch nicht so romantisch ist, wenn es zur Realität wird. Es würde mich auch nicht wundern, wenn du einer der Wenigen bleibst, die es schaffen das durchzuhalten. Ich denke daß der Hunger vielen Menschen die Augen öffnet, und man sich dann nach der Bequemlichkeit sehnt, sich einfach mal ums Eck einen Hot Dog oder so zu holen. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und freue mich auf neue Erzählungen.
__________________
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Chante Eta`n
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